Erfahrungsberichte sind Beiträge von unseren Mitgliedern und geben deren persönliche Meinung wieder.
Der Verein veröffentlicht sie, um mehr Verständnis für Autismus zu wecken und die Breite der persönlichen Erfahrungen aufzuzeigen.
Es gibt manche autistische Personen, die überdurchschnittlich viel Schlaf brauchen. Ich selbst bin so ein Autist und werde deshalb nicht selten als faul abgestempelt. Das verletzt mich sehr, und genau deshalb schreibe ich diesen Bericht: um mehr Akzeptanz für Autist:innen zu erreichen, die einfach mehr Schlaf benötigen.
- Mögliche Ursachen
Autist:innen erleben im Alltag oft Situationen, die das Gehirn regelrecht aussaugen. Vor allem das ständige Einprasseln von Reizen (z. B. laute Geräusche, plötzliche Veränderungen, Zeitdruck usw.) ist extrem anstrengend. Im Schlaf verarbeitet das Gehirn unglaublich viele Eindrücke. Da der Reizfilter bei Autismus durchlässiger ist, kommt es schnell zu einem „Verarbeitungsstau“. Dieser macht sich durch starke Müdigkeit, geringe Konzentration oder Frustration bemerkbar.
- Ist es schlecht oder einfach normal?
Viele Menschen halten den Wunsch nach mehr Schlaf für Faulheit oder mangelnde Motivation. Zudem höre ich des Öfteren, dass ich mich mehr zu Aktivitäten zwingen solle („innerer Schweinehund“). Ich selbst profitiere jedoch enorm von meinem Nachmittagsschlaf. Er räumt meine Gedankenwelt auf und fühlt sich an wie ein Reset-Knopf, der meine Überlastungen teilweise oder sogar ganz auflöst.
- Fehlende Akzeptanz und Sensibilisierung
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der Schlaf außerhalb der Nacht oft als Makel oder Schwäche gilt. Doch wenn man beginnt, das zu akzeptieren, könnten Autist:innen, und letztlich auch die gesamte Gesellschaft, endlich entspannter leben, ohne ständig das Gefühl zu haben, sich anpassen zu müssen.



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